Vom 04.-09.08.2024 waren Lukas Repmann (16)
und Sebastian Sedlmeier (26) auf der Gipfeljagd
im Wallis. Eine Tour, die auch unsere Jugend im
Hochtourensport fördert.
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Samstag, 03.08.2024
Pünktlich um 07:30 Uhr starteten Lukas und ich von Alzenau in Richtung Alpen. Der Verkehr war dankbar flüssig, sodass wir lediglich eine Pause direkt vor Basel brauchten. Die Pause nutzten wir nochmal, um Fitness und Wettervorhersage zu besprechen. Und, um unseren Zeitplan für die kommende Woche über den Haufen zu werfen. Für das Zeitfenster, in dem wir unsere 4.000er geplant hatten, war teils bereits ab der frühen Mittagszeit Gewitter vorhergesagt. So wurde neu geplant, mit der Betonung, dass es sich umso mehr um sehr anspruchsvolle Versuche mit geringer Höhenvorbereitung handeln würde. Nachdem die beiden Hütten uns auch noch grünes Licht für diese Änderungen gaben und eine hervorragende Gletschersituation bestätigten, nahmen wir den Abschnitt zum Furkapass (2.429m) in Angriff. Dort kamen wir gegen 15:00 Uhr an.
Zügig wurde umgepackt und wir bereiteten uns auf den ersten Gipfel vor. Vom Furkapass einen Rücken nach Westen hinauf auf das kleine Furkahorn (3.026m). Der Weg ist technisch recht unspektakulär, die Aussicht jedoch sehr lohnenswert. Nach eineinhalb Stunden gönnten wir uns eine ausgedehnte Rast auf dem Gipfel. Einerseits, weil ich von der Fahrt schon etwas müde war, vor allem aber, um Höhe zu "tanken".
Nach rund einer Stunde Sonnenbad und nettem Gespräch mit niederländischen Kameraden machten wir uns an den Abstieg und legten uns bald schlafen. In der Nacht, über uns die Milchstraße in ihrer Pracht.
Sonntag, 04.08.2024
Früh ging es aus den Federn. Heute stand die Fahrt ins Saastal an mit Zwischenstop zum Rucksackpacken, sowie der Aufstieg auf die Almageller Hütte (2.894m). Aufgrund einiger Verzögerungen starteten wir den Aufstieg von Saas-Almagell relativ spät, was jedoch zum Vorteil hatte, dass wir im Geröll nicht mehr verglühten. Zeit, ein wenig den Aufstieg zu genießen, hatten wir dennoch. Der Weg vom Tal zur Almageller Alp gestaltete sich kurzweilig, von dort aus zwang uns eine nicht begehbare Passage zu einem kleinen Umweg. Die Hütte erreichten wir trotzdem zügig.
Nach ein wenig Ruhe im Lager, leckerem Essen und einem unterhaltsamen Spieleabend mit Vater und Tochter aus Basel gingen wir früh schlafen.
Montag, 05.08.2024
03:45 Uhr ging der Wecker mit dem Plan, um halb fünf an der Hütte zu starten. Letztlich wurde es später, jedoch waren wir für unsere Verhältnisse zügig unterwegs. Etwas nach Sonnenaufgang erreichten wir in einer Schlange von Bergsteigern den Zwischenbergenpass. Dort überholten wir einige, die auf den falschen Pfad gekommen waren. Dieses Jahr war ich zugegeben erstaunt, wie viele Jugendliche - einige erst 13 - unterwegs waren. Zielsicher erreichten wir den Blockgrat, wo wir eine erste kleine Pause einlegten.
Von nun an ging es in IIer Blockgelände weiter. Eine stetige Mischung aus Gehgelände und kurzen Kletterpassagen, die wir problemlos seilfrei bewältigen konnten. So stiegen wir bei bestem Wetter bis auf den Südostsporn, während über Italien ein Wolkenmeer lag. Auf dem Sporn angekommen, legten wir die Steigeisen an und holten unsere Pickel raus. Über einen schmalen Grat gelangten wir auf den Gipfel, die letzte kleine Stufe ließ sich fast unbemerkt überwinden.
Glückwunsch an Lukas - um 09:30 Uhr steht er zum ersten Mal auf einem Viertausender! Weissmies, 4.013m . Dennoch merke: Ein Berg ist erst geschafft, wenn der Abstieg geglückt ist.
Daher hielten wir die Gipfelpause kurz machten uns über die Westschulter auf zum Gletscher. Dabei konnten wir zwei Gleitschirmpiloten bei ihren vergeblichen Startversuchen gegen den zu starken Wind beobachten. Wenig später, jauchzte es über uns am Himmel uns die beiden flogen davon, während wir darauf Acht gaben, sicher den Weg zwischen den Großen Spalten hindurch zu finden. Es erstaunt mich jedes Jahr aufs neue, wie viele Aspiranten von der Bergstation Hohsaas - gegen entsprechend Kleingeld - noch zu später Stunde den Aufstieg auf den Gipfel wagen. Der Gletscher wird im im Tagesverlauf nicht stabiler... Daher sollte man ihn besser früher als später hinter sich gelassen haben.
Zum Glück war der Triftgletscher dieses Jahr für die stark abgetauten Verhältnisse in einem recht gut begehbaren Zustand. Trotzdem waren wir bereits ziemlich platt, als wir den Gletscher kurz nach 12 Uhr verließen. Schließlich hatten wir kaum akklimatisiert und die wegen der Überschreitung schweren Rucksäcke geschleppt. Entsprechend dankbar waren wir, nach einer weiteren Stunde an der Weissmieshütte (2.726m) endlich die Botten ausziehen zu können.
Während unsere Ausrüstung in der warmen Sonne trocknete, verwöhnten wir uns mit den Leckereien der Hütte, ehe wir einen gepflegten Nachmittagsschlaf nahmen.
Dienstag, 06.08.2024
Und wieder klingelte der Wecker früh. 05:00 Uhr Frühstück, 05:30 Uhr Abmarsch. Der alte Normalweg, der mir aus 2019 noch bekannt war, ist kaum noch begehbar und durch Steinschlag äußerst gefährdet. Auch der Zustand des Lagginfirn führt einem den Klimawandel vor Augen.
Beim Aufstieg folgten wir erst dem Weg zum Schreckhorn, ehe wir kurz nach dem Klettergarten nach rechts ins Schuttgelände abbogen. Trotz der Dunkelheit fanden wir uns gut zurecht. Allerdings merkten wir bald, dass uns der Vortag noch sehr in den Knochen steckte. Weiter oben an den Kletterstellen trennte sich dann die Spreu vom Weizen: Während einige Bergsteiger nah am Fels sich langsam hinaufschoben, fanden andere an der selben Stelle Gehgelände vor. Das zahlt sich Training und Erfahrung aus. Am wichtigsten bleibt jedoch: Jeder bleibt heile und innerhalb seiner Möglichkeiten, damit wir alle den Gipfel und das Tal wieder sicher erreichen. Und das ist gut so! Rund 350m unterhalb des Gipfel taten sich tatsächlich kleinere Schwierigkeiten auf: Teile der Felsbänder und Passagen waren mit Eis bedeckt, teils auch unterhalb der Schuttschicht. Hier mussten wir vieles umgehen. Seil und Steigeisen waren daher nicht nötig. Andere wählten den direkten Weg, aber uns war das zu heikel.
Um kurz nach 10:00 Uhr war es dann geschafft, auch wir hatten den Gipfel des Lagginhorn (4.010m) erreicht. In einer ausgiebigen Pause unterhielten wir uns mit einer Seilschaft, die aus dem Sattel über den Südgrat aufgestiegen war. Eine schöne, aber anspruchsvolle Tour.
Im Abstieg entschieden wir uns dafür, so weit wie möglich das Firnfeld zu nutzen. Mit der richtigen Technik kann man hier sehr schnell viele Höhenmeter absteigen. Danach umschifften wir wieder die vereisten Stellen. Wieder angekommen im Schutthang stelle es sich als schwieriger als gedacht heraus, einen effizienten Abstiegsweg zu finden. Überall Spuren und die Erschöpfung schmälerte die Konzentration. Dennoch sicher erreichten wir gegen 14:00 Uhr wieder die Hütte, wo wir eine Rast in der Sonne genossen. Der hausgemachte Apfelstrudel war köstlich.
Danach stand an, alles was auf der Hütte geblieben war einzupacken und nach Kreuzboden abzusteigen. Das ist die Mittelstation der Seilbahn. Dort kann man gegen wenig Geld die Rucksäcke gegen Geländeroller tauschen und den Rückweg nach Saas-Grund beschleunigen. Was ein Gaudi!
Sobald ich Lukas mit dem Auto eingesammelt hatte, ging es für uns nach Stalden, wo wir den Ruhetag verbrachten.
Donnerstag, 08.08.2024
Um 05:30 Uhr klingelt auf dem Furkapass der Wecker. Heute stand zwar kein 4.000er an, dafür aber der technisch anspruchsvollste Gipfel unserer Tour. Mit dem ersten Morgenrot starteten wir in Richtung Sidelengletscher. An der Sidelenhütte erfragten wir die aktuellsten Verhältnisse vor Ort, ehe wir dem Gletscher an den Kamelen vorbei zur Unteren Bielenlücke folgten. Dort kommt man zu einem Couloir, von dem aus man über einen Klettersteig auf den Grat hinauf gelangt. Weiter geht es über Firn und man sucht sich einen geeigneten Einstieg in den Klettergrat.
Dort geht es in herrlich festem Fels, gut abzusichern, immer luftig auf der Kante entlang bis zur Schlüsselstelle (VI-). Dort kann man entweder rechts herum über glatte Platten oder links durch einen Überhang den nächsten Gratturm erklimmen. Zumeist ist der Grat jedoch leichter. Alles in allem eine angenehme, spaßige Kletterrei. Bald danach geht der Grat in unangenehmen Schutt über, die Wegfindung ist weiterhin gut, bist man an P.3500 ankommt. Fast 200 Höhenmeter müssen wir danach noch mit Steigeisen teils über Harsch überwinden. Dann stehen wir gegen 14:30 Uhr endlich auf dem Gipfel des Galenstock (3.586m).
Zügig treiben wir den Abstieg voran. Dieser für an P.3500 vorbei zu P.3290 . Hier seilen wir sieben Seillängen ab, wobei am Ausstieg aus der Wand der Bergschrund des südlichen Sidelengletschers zu überwinden ist. Auch Lukas meistert dieses Hindernis mit Bravour.
Anschließend umgehen wir in einem leichten Bogen einige Spalten und steigen den Gletscher ab, bis man an einem See wieder auf den Aufstiegsweg trifft. Von dort aus rollt es zum Auto zurück. Mit Lukas kann ich kaum mithalten - der Gedanke an reichlich Futter lässt ihn geradezu davonfliegen.
Mein besonderer Dank an Lukas für diesen Gipfel, der mir nun im vierten Versuch gelungen ist. Dabei handelt es sich deninitiv nicht um eine Anfängertour, sondern den Einstieg in das Gehobene AD/ZS-Gelände.
Die Nacht verbringen wir in niederen Gefilden, bevor Lukas am nächsten Mittag von Interlaken aus die Heimreise antritt. Ich raste noch einen weiteren Tag, bevor das Abenteuer mit Torsten weitergeht.
Entgegen aller Wettervorhersagen hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter und wurden von allen Gewittern verschont. Die Höhenvorbereitung hatten wir aufgrund der Vorhersagen so gut wie gestrichen. Das war zu spüren. Dennoch waren wir ein zähes, schlagkräftiges Team!
Herzlichen Glückwunsch an Lukas: Die zwei ersten 4.000er, davon eine Überschreitung und Kletterei im VI. Grad. Das muss man erstmal schaffen. Und das trotz kaum vorhandener Akklimatisation. Mit der richtigen Motivation und Vorbereitung aber machbar. Ein weiteres Beispiel für den starken Nachwuchs unseres Vereins.
Also: Wer Interesse hat, sprecht uns an. Gemeinsam können wir viel möglich machen! Bergsteigen - mehr als Sport!
Autor: Sebastian Sedlmeier
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