Erste hochalpine Erfahrungen mit 4.000er als
Abschluss durften vom 28.07. - 06.08.2023
Marieke Jansen (18) und Kilian Herchenröder (19)
zusammen mit Sebastian Sedlmeier (25) sammeln.
Bei Klick auf die Bilder gibt's mehr Infos :-)
Samstag, 29.07.
Nachdem wir erst tief in der Nacht auf dem Furkapass angekommen waren, ließen wir es heute langsam angehen. Ohnehin war es windig und nieselte anfangs noch.
Zuerst ging es vom Pass aus in einem weiten Bogen in Richtung des Tällistock. Bevor man dort ankommt, bogen wir jedoch links hinauf ab, an einer alten Hütte und Ruinen vorbei. Oben auf dem Rücken angekommen folgt man diesem, teils rechtshaltend. Ziemlich leicht und ohne viel Mühe gelangten wir so zu unserem ersten Gipfel: Gross Muttenhorn (3.099m). Auch erste Gehversuche auf Altschnee konnten wir unternehmen. Auf dem Gipfel hielt es uns allerdings nicht lange. Keine Sicht und zu stark, zu nass, zu kalt war der Wind.
Zurück auf dem Rücken wurde es im Abstieg jedoch wieder angenehmer und wir bekamen sogar einen Regenbogen unterhalb des Passes zu sehen.
Nach fast sechs Stunden erreichten wir wieder die Autos, wobei wir uns bewusst Zeit gelassen hatten, um uns auf die Höhe der 4.000er vorzubereiten. Nachdem wir die Rucksäcke für die kommenden zwei Tage gepackt hatten, fuhren wir weiter auf den Grimselpass, in dessen Nähe wir die Nacht verbrachten.
Sonntag, 30.07.
Mit der ersten grünen Ampel fuhren wir hinauf zum Oberaarstausee. Von hier aus kann man bereits das Oberaarjoch sehen. Die Distanz darf man jedoch nicht unterschätzen, sind es doch sechs Stunden bis man dort ankommt. Der Weg selbst ist nicht schwer zu finden: Nach der Staumauer läuft man den See entlang bis zum Aareursprung. Dort folgt man der mittleren Moräne hinauf und navigiert danach durch einfaches Spaltengebiet in den Sattel auf 3.212m . Die Oberaarjochhütte befindet sich rechts in der Wand 47m oberhalb.
Bereits an der 3.000m-Marke stellten Marieke und Kilian fest, dass die Luft tatsächlich merklich dünner wurde, was ihre Motivation jedoch nicht schmälerte. Trotzdem waren wir froh, das Tagesziel erreicht zu haben. Beeindruckend war das Panorama nach Süden hin wo die Riesen des Wallis in der Abendsonne glühten.
Seit 2017 hat sich hier einiges verändert: Der Übergang auf den Studergletscher ist weggetaut, stattdessen Schutt und ein kleiner Eistümpel. Der Hüttenzustieg ließ erkennen, dass in den letzten sechs Jahren rund 20m dickes Eis verschwunden ist.
Erfüllt mit den Eindrücken der ersten Gletscherbegehung und hochalpinem Gelände ließ es sich gut schlafen.
Montag, 31.07.
Um 05:45 Uhr klingelte der Wecker noch zu einer humanen Zeit. Trotzdem fällt ein stärkendes, zügiges Frühstück nicht jedem leicht. Umso besser, dass heute nur eine "kleine" Besteigung anstand. Rund eine Stunde später mit leichtem Gepäck machten wir uns auf den Weg den Rücken hinter der Hütte hinauf. Auch hier hatten sich Eis und Schnee weit zurückgezogen, sodass wir nur noch im obersten Drittel das Vergnügen hatten. 1,5 Stunden brauchten wir, um das 3.629m hohe Oberaarhorn zu erreichen und uns bei einem zweiten Frühstück von der Aussicht beeindrucken ließen: Wallis, Finsteraarhorn, Schreckhorn, Lauteraarhorn.
Noch bevor wir den Schnee im Abstieg hinter uns ließen, nutzten die beiden noch die Telefonverbindung der Oberaarbahn, um der Schwester/Cousine zum Geburtstag einen Videoanruf mit Panorama abzustatten.
Zurück an der Hütten machten wir Mittagspause und bereiteten uns auf den Rückweg um Auto vor. Auf dem Weg gab es noch ein paar kleine Lektionen zum Umgang mit Gletscher, bevor wir zügig das Eis hinter uns gelassen hatten (fast): Eine ausgiebige Rast erfolgt am Aareursprung. Dort, wo der Fluss Aare aus dem Gletscher heraus fließt. Sie ist der längste schweizer Fluss, der ausschließlich schweizer Territorium durchfließt. Dabei stellte sich uns die philosophische Frage: Bereits Schmelzwasser vom Joch zieht mit in die Aare ein. Beginnt der Fluss also schon dort oben? Auch wenn diese Frage ungeklärt blieb genossen wir unseren Rastplatz ausgiebig, ehe wir zu den Autos zurückkehrten und unseren Nachtplatz ansteuerten.
Dienstag, 01.08.
Heute stand der Aufstieg von Zer Meiggern zur Almageller Hütte über den Abenteuerweg an. Bis Furggstalden noch unspektakulär, erreicht man kurz darauf den Erlebnisweg Saas-Almagell. Dieser Steig führt teils sehr steil und über zwei Hängebrücken kurzweilig an den Eingang des Almageller Tal. Der Steig ist damit auch für fitte Familien ohne Klettersteigkönnen begehbar. Nächster Wegpunkt ist die Almageller Alm, die man über einen sanft ansteigenden Weg entlang des Leebach erreicht. Von dort aus öffnet sich der Talkessel und es gibt zwei ähnlich lange Möglichkeiten, nach Nordosten weiter zur Hütte aufzusteigen.
Die Almageller Hütte liegt zwischen dem Portjengrat und einem Klettergarten und bezeichnet sich als falmilienfreundlich, da es im Zustieg keine technischen Schwierigkeiten hat und auf der tiefer gelegenen Alm übernachtet werden kann.
Nach dem leckeren Nachtessen wurden alle Hüttengäste noch anlässlich des Schweizerischen Nationalfeiertages noch mit eine Konzert der Hüttenfamilie mit überrascht, ehe der Abend mit einem Vortrag auf dem Alphorn und einem Feuerwerk gekrönt wurde.
Mittwoch, 02.08.
04:40 Uhr machten wir uns auf zum Zwischenbergenpass, den wir keine Stunde später kurz vor Sonnenaufgang erreichten. Von hier aus geht man nach links weiter, um den Blockgrat des Süd-südost-Aufstieges zu erreichen. Auch wenn die beiden kaum Klettererfahrung besaßen, machte sich die hervorragende Grundkondition von Marieke und Kilian bemerkbar, sodass wir in dem IIer-Blockgelände zügig voran kamen und viertel nach acht die Südostschulter erreichten. Trotz des Windes und der Kälte machten wir hier eine kurze Pause, ehe es mit Steigeisen weiter zum Gipfel ging. Dabei sind nur noch wenige Höhenmeter zu überwinden. Der Grat ließ sich sicher gehen und die einzige ausgesetzte Stelle dort stellte eine bröselige Felsstufe dar.
08:45 Uhr war es dann so weit und wir hatten den ersten 4.000er erreicht und die magische Marke gebrochen.
Es zog wie Hechtsuppe und ein Blick ins Tal blieb uns leider verwehrt, aber auch das gehört nunmal dazu.
Zehn Minuten später machten wir uns wieder auf den Abstieg. Allerdings wollten wir uns das Abklettern sparen, sodass wir nur so weit kletterten, bis das östliche Firnfeld abflachte. Dabei stießen wir jedoch auf eine weitere Seilschaft, die selbst zwar keine Helme trug, dafür aber zahllose Steine lostrat, die um uns herum den Hang hinunter schossen. Entsprechend groß war die Verunsicherung. Dennoch erreichten wir das Ende des Firnfeldes unbeschadet und zogen zügig weiter in Richtung Pass. Um 12:00 Uhr hatten wir wieder die Hütte erreicht und stärkten uns für den Talabstieg. Obwohl wir wieder den Erlebnisweg nach Furggstalden nahmen und eine weitere kleine Pause am Leebach machten, waren wir nach weniger als 1:50h gegen 14:50 Uhr zurück am Parkplatz. Unglaublich!
Von Zer Meiggern aus liefen wir ohne Gepäck noch ein Stückchen in Richtung Britanniahütte hinauf, bis wir an den Wasserfällen oberhalb des Tals ankamen. Hier reckten wir die Füße ins Wasser, sonnten uns und versuchten auch, ein Foto vom Weissmies zu erhaschen. Letzteres ohne Erfolg. Trotz des Sturmes blieb der Gipfel in Wolken gehüllt.
Donnerstag bis Samstag, 03.-05.08.
Am Donnerstag war erstmal Ruhetag nötig und wir mussten Kilian verabschieden. Danach gönnten Marieke und ich uns einen Besuch im Schwimmbad von Visp. Kühles Nass und Sonnenwiese in wunderschönem Panorama mit teils schneebedeckten Gipfeln.
Über das Vorhaben Allalinhorn berieten wir ausführlich, da für den Freitag den ganzen Tag Regen und Gewitter vorhergesagt war. Ein Aufstieg zur Britanniahütte kam an diesem Tag also nicht in Frage. Stattdessen beabsichtigten wir einen Versuch, direkt vom Tal aus auf- und wieder abzusteigen. Als es jedoch so weit war, mussten wir oberhalb der Baumgrenze noch im Dunkeln abbrechen, da es gesundheitliche Probleme gab. Auch wenn die Einsicht und Enttäuschung nicht einfach sein mag - die ein zig richtige und gute Entscheidung.
So schliefen wir dann doch nochmal aus und besichtigten zum Abschuss die Fellbachfälle bei Saas-Balen.
Liebe Marieke, lieber Kilian, die Tour mit euch hat sehr viel Spaß gemacht und erfolgreich waren wir auch! So einen 4.000er erreicht nicht jeder. Ihr seid ein super Beispiel, wieviel eine gute Fitness ausmacht.
Nun hoffe ich, dass es nicht eure letzte Tour in diesen Gefilden war. Ich bin gerne wieder mit euch unterwegs!
Autor: Sebastian Sedlmeier
Kommentar schreiben
Sebastian Sedlmeier (Freitag, 13 Dezember 2024 10:48)
Den Eintrag zum 2. Versuch am Allalinhorn findet ihr hier:
https://www.alpinclub-alzenau.de/2023/08/13/allalinhorn-2024/