Checkpoint Alpha gecheckt

Am 09.10.2022 besuchten wir mit 10 Alpinclub-Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 82 Jahren den Point Alpha in der Rhön. Dieser - auch als „Fulda Gap" bezeichnete – besonders abgesicherte Stützpunkt wurde 1965 unter Verantwortung der US-Armee gestellt, da hier geografisch am ehesten mit einer russischen Invasion zu rechnen war.

Bei schönstem herbstlichen Wetter startete unsere Führung am „Haus auf der Grenze", das zur thüringischen Gemeinde Geisa/Wartburgkreis zählt.

 

 

 

 

 

 

Moin!

An der großen Windrose mit ihren 16 Schemeln und

Bundeslandwappen erklärte uns die Führerin, wie es zur Bürgerinitiative mit ihren Fördermitteln und

Durchsetzung dieser Gedenkstätte der Deutschen Teilung und Wiedervereinigung ab dem Jahre 1991 kam.

Bezeichnenderweise will sich das große blaue Friedensmonument mit seinen Schriftbändern in Russisch,

Englisch und Deutsch seit seiner Wartung kurz vor dem diesjährigen Tag der Deutschen Einheit vom Wind

nicht mehr so richtig drehen lassen.

Weiter ging es in den Ausstellungsräumen des Hauses auf der Grenze, die man durch eine zweiflügelige

Tür mit den Konterfeis Churchills, Trumans und Stalins betritt. Innen wird einem die gesamte Historie der

Teilung des europäischen Kontinents und somit auch Deutschlands offenbar. Auch Einzelschicksale

aufgrund des Grenzverlaufs, prekären Zwischenfällen und mutigen Fluchtversuchen machen anschaulich

betroffen, genauso wie die Grenzsicherungsmaschinierie mit Selbstschuss- und Hundelaufanlagen.

Wir setzten die Führung am erhaltenen alten Stück Grenzstreifen fort, mit Kolonnenweg, doppelt

versichertem 2fach-Stacheldraht-Tretminenstreifen und DDR-Markierungsstelen. Hier wurde uns

eindrucksvoll das ehemalige Bollwerk Grenzstreifen vor Augen geführt: fünf Kilometer Sicherheitszone im

Vorland, Sichtblendmauer, Erdstreifen zur Erkennung von Fußspuren, Grenzsicherungs- und Signalzaun,

Hundetrasse, Agrarstreifen, Sicht- und Schussfeld, Lichttrasse, Kolonnenweg, erneuter Erdstreifen,

Betonsperrmauer/Kfz-Sperrgraben, Grenzzaun mit Griffabweisern.

Auch hier berichtete unser weiblicher Guide von einem damals gescheiterten Fluchtversuch, bei dem erst

nach der Wende das vermeintliche Todesopfer auf das Birkenkreuz auf Seiten des US-Camps aufmerksam

wurde, das man zu seinem Gedenken dort errichtet hatte. Wir kamen zum Denkmal der Deutschen Teilung

und Wiedervereinigung, wo frische Blumenkränze vom sechs Tage zuvor begangenen Tag der Deutschen

Einheit zeugten.

 

Anschließend betraten wir das US-Camp und besichtigten die ausgestellten, betriebsunfähig gemachten

Fahrzeuge, Panzer und Hubschrauber sowie die Ausstellung in einiger der Unterkunftsbaracken. Interessant

war die sich hieran anschließende Diskussion unter uns Teilnehmern über die gesamtdeutsche

Vergangenheit aus verschiedenen Generationen und Sichtweisen - zumal zwei unserer Mitbesucher

gebürtig aus Sachsen und einer aus Sachsen-Anhalt stammen.

Den Abschluss markierte die Besteigung des US-Beobachtungsturms, der 1985 – anstelle des

Holzbauwerkes aus dem Jahre 1968 – aus Beton errichtet wurde.

Wer wollte, konnte seine Eindrücke von der Ausstellung im Haus auf der Grenze noch einmal vertiefen,

bevor es weiterging zur Alten Kirche in Hünfeld-Sargenzell.

 

Dort wird seit 1988 jedes Jahr ab Anfang Juni bis Mitte September in mühevoller Kleinstarbeit ein

biblisches Motiv - meist nach Vorlage eines Gemäldes - aus Samenkörnern, Früchten und Gewürzen

mosaikartig zusammengeklebt, um aus dessen Besichtigung Spendengelder zum Erhalt des historischen

Gebäudes zu generieren. Das diesjährige Motiv „Der Auszug der Israeliten aus Ägypten durch das Rote

Meer“.

 

 

Den Abschluss des Ausflugs in die Rhön bildete eine Kaffeetafel mit selbstgebackenem Kuchen im

nahegelegnen Reiterhof Stock.

Alles in allem war dies ein in mehrfacher Hinsicht spannungsreicher Tag, mit einem Punkt deutscher

 

Geschichte, auf den es verschiedene - und immer wieder kontroverse - Sichtweisen gibt und geben wird.

 

 

Autor: Bodo Münch, 19.10.2022

Kommentar schreiben

Kommentare: 0